Regionalplan Kulturlandschaft

Forderung: Aufnahme des landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereichs: Brüderhöfe (1231) des Prämonstratenserklosters Clarholz (D286)(D6.08) in der Axtbachniederung in den Regionalplan

Wir fordern die Nachbearbeitung des historischen Bezuges des Prämonstratenserklosters Clarholz (D286) (D6.08) zu seinen Brüderhöfen in der Axtbachniederung durch die Fachsichten Landschaftskultur und Denkmalpflege sowie die Aufnahme dieses gesamten Gebietes als landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich in den Regionalplan. In Clarholz wird laut Regionalplanentwurf nur die Waldfläche K5.36 östlich von Clarholz als bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich gemäß der Fachsicht Landschaftskultur ausgewiesen. Das ist völlig unzureichend.

Forderung: Aufnahme des landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereichs Prämonstratenserkloster Clarholz (D286)(D6.08) mit den Laienbrüderhöfen in der Axtbachniederung (1231) wegen der landschaftsprägenden Kultivierung  der Prämonstratenser bis hin zu den klostereigenen Kirchen in Lette und Beelen wegen der dort seit 1133/46 ausgeübten Pfarrseelsorge.

Forderung: Nachbearbeitung durch die Fachsichten Landschaftskultur und Denkmalpflege und Aufnahme in den Regionalplan. Gemäß der Erläuterungskarte 4 Blatt 1 Kulturlandschaften wurde durch die Fachsicht Denkmalpflege nur der Bezug des Prämonstratenserklosters in Clarholz zum Kloster Herzebrock und Kloster Marienfeld gesehen als Kulturlandschaft (D6.08). Die Verbindung zu den klostereigenen Kirchen in Lette und Beelen und die damit verbundene Pastorentätigkeit der Prämonstratenser dort seit 1133/46 ist in D6.08 nicht zur Kenntnis genommen worden. Die Verbindung der drei Klöster Marienfeld, Clarholz und Herzebrock wurde erst 1496 in ihrer Gebetsgemeinschaft begründet. Im Unterschied zu den beiden anderen Klöstern waren die Prämonstratenser ein nach der Augustinusregel lebender Orden, aktiv der Welt zugewandt; sie hatten durch ihr aktives Seelsorgen und Kultivieren landschaftsprägende Wirkung. Die Verbindung von Clarholz mit Lette und Beelen ist sehr viel älter und hatte für den Landesausbau des Ostmünsterlandes Bedeutung.

Prämonstratenserkloster Clarholz und die Brüderhöfe (1231) Höfe (0-5), (6-8) = Erben/Hufen (Mansus)

Folgende „Curtes“ (Grangien, Brüder- bzw. Meierhöfe), die in der Urkunde Papst Gregors IX. vom 26. April 1231 (in der 9. und 10. Zeile) als Eigentum des Klosters Clarholz aufgezählt sind, bilden den Kern des Kulturlandschaftsbereichs der Brüderhöfe des Klosters in der Axtbachniederung.

0  Nova Curtis, der neue Hof der eigene Wirtschaftshof der Klosters

  1. Curtis in occidente der Westhoff                heuteHof Westhoff Pavenstädt
  2. Curtis orientalis, der Meier Osthoff             heute teilweise erhalten im Hof Uphus
  3. Curtis Viscinc, der Hof Meier Vissing           heute Hof Pavenstädt- Vissing
  4. Curtis Tideking, Hof Schulte-Tiekmann        heute Hof Lönne-Tiekmann
  5. Curtis in Horst, der später (1271,1346)       heute Hof Vesahn-Lutzny „Faysaninchove“  genannte Hof Vesahn
  6. Hof Meier Heitmann, Erbenhof des Klosters Clarholz wahrscheinlich identisch mit dem „Mansus in Mirica“ (1231)
  7. HofMeier Overbeck (1336/44) durch das Kloster Clarholz von dem Rhedaer Burgmann Bernhard und Margaretha de Overbeke erworben.
  8. Hof Burholz, Erbenhof des Klosters Clarholz (Mansus) bereits 1146 genannt

Kloster Clarholz und die historischen Laienbrüder-Höfe an der Axtbachniederung

Die Nennung der Brüderhöfe als Eigentum des Klosters Clarholz in der Urkunde Papst Gregors IX. vom 26. April 1231 (in der 9. und 10. Zeile) zeigt die Einheit von Kloster und Brüderhöfen im gemeinsamen Kulturlandschaftsbereich der Axtbachniederung. Großes Eigeninteresse lag beim Bischof Werner von Münster 1134 an der Niederlassung des Ordens in Clarholz, damit die Ordensleute in diesem vernässten und immer wieder hochwassergefährdeten Bereich wasserbauliche Maßnahmen ergriffen. Dadurch konnte er „trockenen Fußes“ auf der Verbindungsstraße zwischen dem Dom in Münster und dem Nachbarbistum an der Kaiserpfalz in Paderborn hin und her pendeln. In der Axtbachniederung westlich und südlich von Clarholz wirkte sich das Leitmotiv der Prämonstratenser: die Bejahung zur Handarbeit und Kultivierung aus. Gewässer sind älter als Straßen. Der Axtbach als Wasserweg ist die landschaftliche Achse zwischen vom Mackenberg über Oelde, Menninghausen/ Möhler nach Clarholz und von dort weiter durch die Oesterbauerschaft nach Beelen, Vohren und Warendorf. Das Kloster Clarholz wurde genau in der Mitte zwischen Quelle und Mündung des Axtbachs angelegt, wo dieser die Lehmböden (Kernmünsterland) verlässt und in den Sand des Ostmünsterlandes eintritt. Die unzertrennliche Verbundenheit des Prämonstratenserklosters in Clarholz mit den Brüderhöfen entlang der Axtbachniederung, die im 12. Jahrhundert angelegt wurden, dokumentiert das Wirken der Prämonstratenser (Urbarmachung, Kultivierung). Das von ihnen gestaltete Landschaftsbild ist in seiner Prägung durch Alleen und Hecken, unversiegelte Feldwege und kleine, dem Axtbach zufließende Wasserläufe bis heute erhalten. Diese Kulturlandschaft stellt ein noch gut lesbares Zeugnis der historischen Verflechtung des Klosters mit den klostereigenen benachbarten Hofanlagen dar. Man kann feststellen, dass in dieser Landschaft ein wesentlicher Aspekt der Geschichte des Christentums im Mittelalter, die religiöse Weltsicht, Raumgestaltung und Ressourcennutzung, erhalten und noch zu erkennen ist. Im Mittelpunkt der Klosterwirtschaft stand die Eigenerzeugung. Sie war auf Erzielung von Überschüssen ausgerichtet, die am Markt abgesetzt werden konnten. Diesem Zweck diente einerseits der Ausbau der Brüderhöfe als Wirtschaftshöfe, die mit neuen, rationellen Methoden arbeiteten und hohe Ertragssteigerungen ergaben. Andererseits entstand  die Anlage von Stadthöfen, wo sich die Klostererzeugnisse absetzen ließen. Das Kloster Clarholz hatte einen solchen Stadthof in Warendorf in der bis heute nach ihm benannten Propsteigasse in der Nähe des Osttores. In Clarholz finden wir eine der ältesten Ansiedlungen dieses Ordens in Deutschland vor. An den einzelnen „Curtes“ (Grangien, Brüder- bzw. Meierhöfe), die in der Urkunde Papst Gregors IX. vom 26. April 1231 (in der 9. und 10. Zeile) aufgezählt sind, ist die siedlungs- und wirtschaftsgeschichtliche Entwicklung eines hochmittelalterlichen Klosters der Prämonstratenser mit den Laienbrüderhöfen beiderseits des Axtbaches noch sehr gut „in natura“ abzulesen und zu erleben.

1 Der Westhoff, heuteHof Westhoff-Pavenstädt (Denkmal). Laienbrüder betrieben hier eine Wassermühle (um 1450) einen Backspeicher und ein Brauhaus. Heute wird das Gut als Biohof bewirtschaftet.

2 Meier Osthoff, heute teilweise erhalten im Hof Uphus Mittelpunkt des Reitsports („Zucht-, Reit- und Fahrverein Clarholz-Lette“) Reithalle und großzügige Außenanlagen.

3 Hof Meier Vissing, heute Hof Pavenstädt- Vissing war Klosterfischerei ein Teich davon ist auch heute noch erhalten. Das imposante historische Hofgebäude von 1770 ist 1987 mitsamt einer neben dem Hof stehenden, als Naturdenkmal geschützten Eiche durch Brand vernichtet worden. Ein Teil der barocken Inneneinrichtung befindet sich heute im Heimathaus „Letter Deele“.

4 Hof Schulte-Tiekmann, heute Hof Lönne-Tiekmann, Vierständerhaus (Inschrift, 1734) Laienbrüder bewirtschafteten die Hofflächen der Axtbachniederung in Form von Teichwirtschaft. Heute steht dort eine Schnapsbrennerei (1878). Kulturveranstaltungen, Kinder- und Jugendfreizeiten, Kunstangebote für Jung und Alt und Seminare über Landschaftsarchitektur werden hier angeboten.

5 Hof Vesahn, heute Hof Vesahn-Lutzny. Die Laienbrüder pflegten und bewirtschafteten den Kreuzbusch (K5.36) und die übrigen Klosterwälder (K5.36). Hier fand die Waldwirtschaft und die Jagdverwaltung statt.

6 Hof Heitmann, ansehnliche Gebäude in Fachwerk mit Inschrift von 1861. Von diesem Hof stammte Johann Heitmann, als Student der Rechtswissenschaft an der Universität zu Köln immatrikuliert im Jahre 1512 (!). Heute Ort vieler Veranstaltungen und Feiern. Für die Herstellung von Eierlikören in vielen Nuancen über die Grenzen hinaus bekannt.

7 Hof Meier Overbeck, sehenswerte Hofanlage mit Teich und Kreuz von 1853, das an die erste, nach der Revolution von 1848 wieder erlaubte “Volksmission“ in Clarholz erinnert.

8 Hof Burholz, liegt am Zusammenfluss der Axtbacharme „Olle Beeke“ und „Nie Beeke“, Torbogeninschrift von 1766. Heute Biohof

Achsiale Beziehungen zwischen den Laienbrüderhöfen und dem bedeutsamen Kulturlandschafsbereich Klosterwald Kreuzbusch+Halloh+Feldbusch

Der Halberbenhof Griese ist vermutlichaus dem Brüderhof „Curtis in Horst“ (Horstknapp) durch Teilung in die „Curia Faysaninchof“und den Hof Griese entstanden. Der letzte Hofeigentümer Adolf Storck hat 1969 bei seinem Tod Hof und Flächen der „Friedlandsiedlung“ gestiftet. Demzufolge ist die Landwirtschaftsfläche bis zum Kloster jetzt bebaut. Das alte Hofgebäude wurde 1974 abgebrochen. Wie Achse 1 zeigt, lag der Hof Griese auf der Hauptwegachse des zum Kloster gehörenden Waldes „Halloh“ (K5.36), der im Regionalplan als bedeutsamer Kultur-landschaftsbereich ausgewiesen ist. Diese Achseneinlösung durch den Hauptweg mit zentraler Sichtbeziehung auf den Hof zeigt, dass Wald + Brüderhöfe + Kloster ein geschlossenes System sind. Die Waldweg-Achse 2 im Kreuzbusch findet ihre Einlösung im Hof Schulte-Tiekmann. Es manifestiert sich hier der direkte Bezug zu den Laienbrüderhöfen. Diese achsialen Sichtbeziehungen und Erschließungsachsen zeigen den  kulturlandschaftlichen Zusammenhang der Axtbachniederung in Richtung Süden bis nach  Möhler und Menninghausen hin, aber auch in Richtung Südwesten bis zur klostereigenen Kirche in Lette mit dem dortigen Frauenkonvent und zur dem Kloster vom Bischof von Münster übertragenen Kirche in Beelen. Der Kerkherrenweg verbindet die drei Kirchen.

Orientiert am Beispiel der christlichen Urgemeinde in Jerusalem, entwickelten die Prämonstratenser die Struktur des Doppelklosters. Frauen waren Teil der Ordensgemeinschaft. Die Schenkung Rudolfs von Steinfurt (1134) umfasste zwei Kapellen, die in der Luftlinie etwa 3 km voneinander entfernt lagen/liegen, und kam damit den Idealen der Prämonstratenser entgegen. So siedelte sich an dem topographisch günstigeren Standort Lette der Frauen-Konvent an, während die Männer den durch Hochwasser gefährdeten Standort Clarholz wählten. Das Kloster Clarholz erhielt nach der ersten päpstlichen Bestätigung durch Eugen III. am 23. Mai 1146 aus Viterbo am 26. April 1231 eine zweite päpstliche Bestätigung, diesmal aus dem Lateran in Rom von Gregor IX., einem besonderen Förderer der neuen Orden. In ihr werden als Besitz des Klosters die Kirchen von Clarholz, Beelen und Lette aufgezählt, die beiden letzteren jetzt nicht mehr als Kapellen (wie 1146), sondern als Kirchen bezeichnet. Die von den Laienbrüderhöfen erwirtschafteten Überschüsse ermöglichten den Bau neuer romanischer Kirchen auch in Beelen und Lette.

Forderung: Wir fordern die Nachbearbeitung des historischen Bezuges des Prämonstratenserklosters Clarholz entlang des Kerkherrenweges zur Kirche und zum Frauenkonvent in Lette und zur Kirche in Beelen und die Integration dieses Gebietes in den Kulturlandschaftsbereich D 6.08, inbegriffen die Klosterhöfe und die daraus entstandenen Erbhöfe und Erbkotten, die diese Kulturlandschaft unvergleichlich prägen, durch die Fachsicht Landschaftskultur und Fachsicht Denkmalpflege und Aufnahme in den Regionalplan.

Der Kerkherrenweg

Der Kerkherrenweg verbindet das Kloster Clarholz mit der klostereigenen Kirche in Lette und mit dem Frauenkonvent in Lette und der inkorporierten Pfarrkirche von Beelen. Die Prämonstratenser hatten das Amt der Kerkherren, der Pfarrer von Lette und Beelen inne. Sie übten jahrhundertelang die Seelsorge in beiden Gemeinden aus und pendelten zwischen Kloster und Pfarrkirchen hin und her. Der Kerkherrenweg ist ein heute sehr beliebter Rundwanderweg, den viele Menschen für sich gewonnen haben. Die von den Clarholzer Prämonstratensern seit dem Mittelalter angelegten räumlichen Strukturen und Elemente leben in der historischen Kulturlandschaft südwestlich des Klosters weiter bis zum Hof Meier Overbeck, zum Geburtshaus von Johann Bernhard Wilbrand (1779-1846) und zur Letter Kirche mit ihrem hochrangigen romanischen Südportal. Zu beiden Seiten des Weges entlang befinden sich Brüderhöfe, bzw. direkte Erbenhöfe.

Bachnamen belegen die Beziehung des Prämonstratenserklosters zum Frauenkloster in Lette und zur Kirche in Beelen (1134)

Der Mönchsgraben fließt von Lette aus am Hof Westhoff-Schöning (8) vorbei in den Axtbach. Wobei der Kerkherrenweg = Mönchsweg in unmittelbarer Nähe verläuft. Diese doppelte kulturlandschaftliche Ausprägung verweist auf die enge Beziehung des Klosters Clarholz mit dem Nonnenkonvent in Lette seit dem 12. Jh. Der Maibach kommt aus dem Geisterholz in Oelde und fließt am Brüderhof Meier Overbeck (7) vorbei und bei Meier-Vissing (3) in den Axtbach. Hier zeigt sich wieder die zentrale Nähe der Laienbrüderhöfe zu den Bächen und zum Axtbach. Der Weg Langemersch, der entlang des Maibaches führt wird einen Bezug haben zu den Maiandachten und den Außenprozessionen. Der Nonnengraben fließt nach Beelen in den Beilbach und der mündet in Beelen in den Axtbach an der Stelle stand die alte Kirche in Beelen. Der Kerkherrenweg verläuft in der Nähe des Nonnengrabens.Ein klarer Hinweis auf den engen Bezug zu Beelen. Die Kirchen in Beelen und in Lette waren Eigentum des Prämonstratenserklosters Clarholz.

Der Marienweg verband die Brüderhöfe (2) Uphus mit (4) Hof Schulte-Tiekmann und  (6) Hof Heitmann und weist auf regelmäßige Marienandachten hin. Das raumgebende Wirken der Prämonstratenser des Mittelalters war von theologischen Motiven geleitet. Ihr Werk, die Erde als Kulturlandschaft zu gestalten, begriffen die christlichen Orden als Mitarbeit am göttlichen Schöpfungsauftrag. Diese Akzentuierung verstärkte sich in der Barockzeit. Flurprozessionen inszenierten den christlichen Glauben in der Landschaft. Bildstöcke, Kreuze an markanten Punkten und christliche Inschriften in Torbögen weisen hier darauf hin.

Forderung: Nachbearbeitung des bedeutsamen Kulturlandschaftsbereichs Klosterhöfe entlang der Axtbachniederung. Und der Vernetzung mit Lette (nördlicher Bereich unter Einschluss der Kirche) und Beelen (Marke, Axtbachniederung bis Kirche Beelen) durch die Fachsicht Landschaftskultur und Fachsicht Denkmalpflege und Aufnahme in den Regionalplan.


Das Prämonstratenserkloster zeigt mit seiner Südwestachse direkt auf Lette (Frauenkonvent und Letter Kirche (1134+1231)
Ostausrichtung des Prämonstratenserklosters und der Kirche in Clarholz (1134)

Die Achsenausrichtung der Kirche in Clarholz ist auch die der gesamten Klosteranlage. Die Laurentiuskirche, das älteste erhaltene Gebäude im Kreis Gütersloh, ist klar geostet, wie es die meisten alten Kirchen sind. Osten: Ex oriente lux = Vom Osten kommt das Licht, die Erlösung, Jerusalem. Westen: = Sonnenuntergang, Abend/Nacht, Dunkelheit, das Böse. Deshalb steht der Turm der Kirche als Bollwerk im Westen.

Auf Seite 366-368 Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag Band 2
4.5 Historisch überlieferte Sichtbeziehungen soll das
Prämonstratenserkloster Clarholz Blickrichtung von Süden haben

Achsenausrichtung  der Gesamtanlage des Prämonstratenserklosters und der Kirche in Clarholz

Die Ausrichtung erfolgt entsprechend des Verlaufes des Axtbaches. Der Verlauf des Axtbaches aus Richtung Oelde über Menninghausen mit Möhler, dann zwischen den Bauerschaften Brock und Samtholz, im Bogen um die Klosteranlage, diese vom Sundern abgrenzend, durch die Oesterbauerschaft nach Beelen und Vohren bis zur Einmündung in die Ems vor Warendorf zeigt die landschaftlichen Zusammenhänge über Wasser und entlang der Gewässer seit frühester Zeit. Die Kirchen in Lette und Beelen waren Teil des Prämonstratenserklosters Clarholz. Gemäß dem Fachbeitrag zum Regionalplan Band II S.367 weisen wir darauf hin, diese historisch überlieferten Raum- und Sichtbeziehungen im Fachbeitrag nachzutragen und im Regionalplan einzutragen.

Das Bundesraumordnungsgesetz (ROG)  bestimmt in § 2(2)5: „Kulturlandschaften sind zu erhalten und zu entwickeln. Historisch geprägte und gewachsene Kulturlandschaften sind in ihren prägenden Merkmalen und mit ihren Kultur- und Naturdenkmälern sowie dem UNESCO-Kultur- und Naturerbe der Welt zu erhalten. Der Axtbach, vom Mackenberg bei Sünninghausen kommend, war und ist mit seinem Lauf an Oelde vorbei durch die Bauerschaft Menninghausen mit dem Haus/Schloss Möhler das Hauptbindeglied des Prämonstratenserklosters Clarholz an das Ostmünsterland, auch im weiteren Verlauf Richtung Nordwesten nach Beelen und Warendorf.

Am Fuße des Mackenberges, der höchsten Erhebung (173 m) der „Beckumer Berge“, entspringt der Axtbach, der bei Warendorf in die Ems mündet. Auf halbem Weg zwischen seiner Quelle und Mündung liegt am östlichen Rand der in einem Bogen von Südosten nach Nordwesten verlaufenden, hier fast 1 km breiten Talaue das ehemalige Prämonstratenserkloster Clarholz. In der Stiftungsurkunde von 1134 wird Mackenberg nach Clarholz und Lette an dritter Stelle als Stiftungsgut genannt. Der Verlauf des Axtbaches aus Richtung Oelde über Menninghausen mit Möhler, dann zwischen den Bauerschaften Brock und Samtholz, im Bogen um die Klosteranlage, diese vom Sundern abgrenzend, durch die Oesterbauerschaft nach Beelen und Vohren bis zur Einmündung in die Ems vor Warendorf zeigt die landschaftlichen Zusammenhänge über Wasser und entlang der Gewässer seit frühester Zeit.

Die Kirchen in Lette und Beelen waren Teil des Prämonstratenserklosters Clarholz. Gemäß dem Fachbeitrag zum Regionalplan Band II S.367 weisen wir darauf hin, diese historisch überlieferten Raum- und Sichtbeziehungen im Fachbeitrag nachzutragen und im Regionalplan einzutragen. Hier gilt folgendes Leitbild: Die Kulturlandschaft ist das Ergebnis der Wechselbeziehung zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und menschlicher Einflussnahme im Laufe der Geschichte. Die Prämonstratenser hatten das Amt der Kerkherren, der Pfarrer von Lette und Beelen inne. Sie übten jahrhundertelang aktiv die Seelsorge in beiden Gemeinden aus und pendelten zwischen Kloster und Pfarrkirchen hin und her. Erst in der Neuzeit wurden eigene Pfarrhöfe in Lette und Beelen errichtet, die Pfarrstellen wurden aber weiter vom Kloster Clarholz besetzt. Nach dessen Aufhebung und Aneignung durch den Fürsten von Bentheim-Tecklenburg wollte dieser dasselbe Recht wie zuvor das Kloster in Beelen und Lette in Anspruch nehmen. Damit scheiterte er aber am Bistum Münster.

Die Verbindung zu den klostereigenen Kirchen in Lette und Beelen und die damit verbundene Pastorentätigkeit der Prämonstratenser dort seit 1133/46 ist in D6.08 nicht zur Kenntnis genommen worden. Die Verbindung der drei Klöster Marienfeld, Clarholz und Herzebrock wurde erst 1496 durch eine Gebetsgemeinschaft begrün-det. In den mittelalterlichen Jahrhunderten zuvor hatten die Klöster viel mehr Verbindungen innerhalb ihrer Ordensgemeinschaften (Herzebrock nach Iburg und Osnabrück, Marienfeld nach Hardehausen und Kamp, Clarholz nach Cappenberg und Steinfeld) als zueinander. Im Unterschied zu den Zisterziensern (Marienfeld) waren die Prämonstratenser, ein nach der Augustinusregel lebender Orden, aktiv der Welt zugewandt. Sie hatten sowohl durch ihr Seelsorgen (Pastoral) als auch durch das Kultivieren der Laienbrüder landschaftsprägende Wirkung. Der Mönchsgraben fließt von Lette in den Axtbach. Der Kerkherrenweg verläuft in unmittelbarer Nähe. Beides verweist auf die enge Beziehung des Klosters Clarholz zum Nonnenkonvent und der Kirche in Lette seit dem 12. Jahrhundert. Von Lette fließt der Nonnengraben Richtung Beelen in den Beilbach, und dieser mündet in Beelen in den von Clarholz kommenden Axtbach; ganz in der Nähe stand die alte Kirche von Beelen.

Kulturlandschaftsgestaltung durch die aktiv arbeitenden Prämonstratenser an der Axtbachniederung in Clarholz

Der Axtbach war unterhalb des Hofes Vissing (Laienbrüderhof 3) und der Einmündung des von Lette kommenden Maibaches in zwei Arme geteilt. Der östliche, „Nie Beeke“ genannte Arm führt auf die Mühle am Westhoff (Laienbruderhof 1) zu und wird nördlich des bereits 1146 als „Beleholte“ bezeugten Hofes Burholz (Hof 8) in den Axtbach zurückgeführt. Der Mühlenzufluss wurde durch die „Flur – Bereinigung“ 1966 von der Mühle abgebunden. Der westliche, heute einzige durchgehende Arm wird im Urkataster als „Olle Beeke“, als alter Bach bezeichnet; von Süden wird ihm ein Zufluss namens „Münkgraben“, Mönchgraben zugeleitet. Die Axtbachregulierenden Arbeiten der Laienbrüder schufen in Clarholz in einer 1 km breiten Flussniederung vier Brückenbauwerke, über die der Verkehr im frühen Mittelalter zwischen Münster über Warendorf und Beelen nach Paderborn über Herzebrock, Rheda und Neuenkirchen sicher geleitet werden konnte. Westlich des Klosters errichtete 1761/62 der Laienbrüderhof 1 bei der Brücke über die „Nie Beeke“, nahe der Mühlenanlage einen doppelseitigen Bildstock. Der Axtbach war hier zweigeteilt worden und die „Nie Beeke = der Neue Bach“, diente dem Betrieb der Wassermühle auf Brüderhof 1. Der Bildstock zeigt die beiden Gnadenbilder des Ostmünsterlandes, das Stromberger Kreuz und die Telgter „Mater Dolorosa“. Viele Wallfahrer kamen hier auf dem Weg nach Stromberg oder Telgte vorbei. Wenige hundert Meter weiter westlich, jenseits der „Ollen Beeke“ (Olle Beeke = Alter Axtbach), verzweigten sich die Pilger rechts ging es über Beelen und Warendorf nach Telgte, links über Lette und Oelde nach Stromberg. Die Inschriften auf den beiden Seiten des Bildstocks grüßen die Vorbeikommenden, laden zum Gebet ein und enthalten jeweils ein Chronogramm. Dies sind Hinweise darauf, wie die Prämonstratenser im Spätmittelalter, drei Jahrhunderte nach ihrer Ankunft, als es auch wieder mehr Laienbrüder gab, die Axtbachniederung weiter umgestaltet und erschlossen haben. Ihr Werk, die Erde als Kulturlandschaft zu gestalten, begriffen sie als Mitarbeit am göttlichen Schöpfungsauftrag.

Stellungnahmen für die Aufnahme des  bedeutsamen Kulturlandschaftsbereichs:

Prämonstratenserkloster Clarholz  (D 286) und Klosterhöfe

In Clarholz wird laut Regionalplanentwurf nur die Waldfläche östlich von Clarholz ausgewiesen (K 5.36). Dabei handelt es sich um die Klosterwälder Halloh, Kreuzbusch und Feldbusch, die 30 Jahre nach der Aufhebung des Klosters von einer Chaussee durchschnitten wurden, nämlich der heutigen Bundesstraße 64. Gemäß des kulturlandschaftlichen Fachbeitrags zum Regionalplan Band I (S.11) Ziele und Grundsätze: In der Regionalplanung sollen ergänzend weitere ´bedeutsame Kulturlandschaftsbereiche`mit ihren wertgebenden Elementen und Strukturen berücksichtigt werden. Das Denkmal Prämonstratenserkloster Clarholz zusammen mit den kulturlandschaftlichen Raumbezügen zu den Klosterhöfen entlang der Axtbachniederung bildet einen kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsteil.

Dieser Landschaftskulturraum muss im Sinne der erhaltenden Kulturlandschaftsentwicklung unbedingt berücksichtigt werden. Gemäß der Definition des kulturlandschaftlichen Fachbeitrags zum Regionalplan Band I (S.11, S.15, S.28, S.29, S.207) gilt folgendes Leitbild: Die Kulturlandschaft ist das Ergebnis der Wechselbeziehung zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und menschlicher Einflussnahme im Laufe der Geschichte. Die ehemaligen Klosterhöfe sind historisch, da sie in der heutigen Zeit aus wirtschaftlichen, sozialen, politischen und ästhetischen Gründen nicht mehr in der vorgefundenen Weise entstehen, geschaffen werden oder fortgesetzt würden. Sie stammen aus einer abgeschlossenen Geschichtsepoche im 12. Jahrhundert, im Wesentlichen die Zeit des ersten Propstes Ermward:1133-1184.

Die Erhaltung der historischen Klosterhof- Kulturlandschaft entlang der Axtbachniederung liegt im öffentlichen Interesse. Sinnbild für das Kernmünsterland, die „Münsterländische Parklandschaft“ sind hier die weiten Blicke auf Hofstellen mit Hofbäumen und Bachniederungen mit Ufergehölzen. Das Überschneiden mit dem Ostmünsterland zeigt sich hier durch Längsdielenhäuser mit zahlreichen Neben- und Wirtschaftsgebäuden und Brennereien (Hof 4 und Hof 8)

Der Kulturlandschaftsraum Prämonstratenserkloster und Klosterhöfe bereichert den ländlichen Raum und war Ausgangspunkt der Siedlungsentwicklung. Gemäß dem Fachbeitrag zum Regionalplan Band II S.367 weisen wir darauf hin, die historisch überlieferten Raum- und Sichtbeziehungen im Fachbeitrag nachzutragen. Es geht darum, die Erlebbarkeit der Kulturgüter-Klosterhöfe in der Kulturlandschaft Axtbachniederung zu erhalten und zu verbessern.

Ein querschnittsorientierter ganzheitlicher Betrachtungsansatz, der vor allem die identitätsstiftende und imagebildende Eigenart im regionalen Zusammenhang sieht. Dieser wurden im 12./13. Jahrhundert von Laienbrüdern auf- und ausgebaut entlang der Raum- Bezugslinie der Axtbachniederung und des Blinden Busches bis hin zu den klostereigenen Kirchen Lette und Beelen und dem Frauenkonvent Lette. In dieser Deutlichkeit ist die landschaftsgestaltende und -erhaltende Wirkung eines Klosters der Reformorden (Zisterzienser, Prämonstratenser) kaum irgendwo sonst in Nordrhein-Westfalen so gut zu erkennen. Sie hat deshalb für die Zukunft hohes Potential für nachhaltigen, umweltverträglichen Tourismus.

Anhang:

  • Auszug aus dem Kulturlandschaftlichen Fachbeitrag zur Regionalplanung Regierungsbezirk Detmold, Band 1
  • Karten: auf den Seiten: 375, 376, 385 und 386
  • D286 : Denkmal Prämonstratenserkloster
  • D6.08: Bedeutsame Kulturlandschaftsbereiche, Fachsicht Denkmalpflege
  • K5.36 : Bedeutsame Kulturlandschaftsbereiche, Fachsicht Landschaftskultur
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