B64n Hintergründe Wie es zur Planung der B64n kam: Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wird in Herzebrock und Clarholz über Entlastung der Orte vom zunehmenden Durchgangsverkehr auf der B64 gesprochen. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung und der politischen Vertreter wünschten sich dafür eine Umgehungsstraße. Nachdem Planungen einer nördlichen Umgehung mit Pixeler Kreuz und einer südlichen Trasse ortsfern mit Anschluss an die Autobahn in der Nähe der Marburg gescheitert waren, verständigte man sich auf die bis heute favorisierte ortsnahe südliche Trasse um Herzebrock-Clarholz. Da in Beelen eine nördliche Umgehung geplant ist, Warendorf südlich umfahren und die Bahntrasse erhalten bleiben soll, erfordert das für die Strecke von Münster bis Rheda mindestens vier Bahnüberführungen. Durch wechselnde Regierungskoalitionen im Bundestag und im Landtag wurde diese Planung mehr oder weniger intensiv verfolgt. Außer dem Bauen der neuen Kreuzungen an der B64 in Clarholz, Herzebrock (Feuerwehr) und Craemer/Eudur wurde mit dem Hinweis auf eine geplante B64n wenig für eine Verbesserung der Verkehrssituation an der alten Bundesstraße unternommen. Im Jahre 2012 gründete sich mit Unterstützung durch öffentliche Gelder der „gemeinnützige“ Verein ProB64n (www.prob64n.de). Eine spektakuläre Aktion auf der sonntags gesperrten B64 mit vielen Spielzeugautos sollte den Bürgern zeigen, wie angenehm eine Straße ohne Verkehr sein könnte. Schon damals war aber klar, dass auch nach Realisierung einer Umgehungsstraße ein sehr großer Teil des Verkehrs auf der alten Straße fahren würde. Der Fernverkehr entwickelte sich auch durch den Fall der Mauer und die Öffnung nach Osten stark, was besonders auf der A2 zu beobachten ist. Um den Fernverkehr der A1 und A2 teilwiese zu entlasten und eine Nord-Südtrasse zusätzlich zur A33 zu etablieren, wurde aus der Planung für einzelne Umgehungsstraßen das Vorhaben, eine dreispurige Fernverkehrsstraße zu bauen. Das ist jetzt im neuen Projekt 4zu1 (www.4zu1.nrw.de) Ostmünsterlandverbindung beschrieben. Die Belange der einzelnen Orte spielen dabei kaum noch eine Rolle, gefördert wird besonders der Fernverkehr. Der Widerstand gegen dieses Projekt wächst seit vielen Jahren. Besonders der Verein Kulturlandschaft Sundern-Samtholz-Brock und die Grüne Alternative Liste im Rat der Gemeinde Herzebrock-Clarholz weisen seit vielen Jahren auf die negativen Folgen der Planung hin und informieren die Bevölkerung. Vieles verändert sich – Bürger erkennen das und ändern ihre Position zur Umgehungsstraße Nach letzten Verkehrszählungen und Simulationen nimmt der Verkehr auf der B64 bei Weitem nicht so stark zu, wie früher prognostiziert. In vielen Bereichen ist besonders nach der Eröffnung der A33 und der Inbetriebnahme der Autobahnauffahrt Herzebrock-Clarholz eine Abnahme festzustellen. Die Veröffentlichungen aktuellerer Ergebnisse aus Verkehrsschätzungen wurden für Herbst 2019 angekündigt, werden aber immer weiter verschoben. Durch die zusätzliche Fernschnellstraße würde erheblich mehr Durchgangsverkehr in die Region gelockt und nach Bundesverkehrswegeplan (https://www.bvwp-projekte.de/strasse/B64_B51-G10-NW-T5-NW/B64_B51-G10-NW-T5-NW.html ) verblieben zum Beispiel in Herzebrock rund 57% des heutigen Verkehrsaufkommens auf der alten Stecke. Danach scheint ein deutlicher Rückbau der alten Straße kaum möglich und die Belastung der betroffenen Anwohner bleibt weiterhin sehr hoch. Nach Bundesverkehrswegeplan 2030 würde je Ortsteil ca. 1km Straßenverlauf der alten Stecke entlastet. Dem steht eine gigantische 9,5 km lange zusätzliche Fernschnellstraße mit 19 neuen Brücken gegenüber. Diese Straße würde größtenteils in Hochlage geführt, einzelne Brückenbauwerke erreichen eine Höhe von über 12m. Die geschätzten Kosten von 44 Mio € werden von uns angezweifelt und wesentlich höher erwartet. Das nötige Ersatzwegenetz für die Anlieger und die Landwirtschaft ist noch unklar. Lärmschutzmaßnahmen sind nach Aussagen von StraßenNRW nicht nötig, aber von Verantwortlichen in Rat und Verwaltung versprochen. Niemand weiß, wie teuer diese für Herzebrock-Clarholz würden und welche Wirkung sie tatsächlich hätten, aber es sind schon 800.000€ dafür im Haushalt der Gemeinde zurückgestellt. Straßen-NRW hat die Aufgabe, diesen Plan umzusetzen und versucht mit Info – Veranstaltungen und einer angekündigten Zeitung die Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens zu überzeugen. Seit die Ausmaße dieser Planung bekannt werden, steigen überall in der Gemeinde das Unverständnis und der Widerstand gegen dieses Projekt. In der Presse, digitalen sozialen Medien und bei den Info-Veranstaltungen melden sich fast nur die Gegner. Selbst die landwirtschaftlichen Ortsvereine von Clarholz und Herzebrock und die Kreisvereinigung der Landwirte sprechen sich ausdrücklich gegen diese Art der Umgehungsstraße aus. Die anderen Fraktionen im Herzebrock-Clarholzer Rat fordern bis heute den Bau dieser Straße. In Beelen hingegen gibt es einen Ratsbeschluss gegen diesen Ausbau, in Telgte sprechen sich alle Ratsfraktionen dagegen aus und auch in Warendorf steigt der Widerstand deutlich an. Sehr viele Verantwortliche ändern mittlerweile ihre Einstellung zu dieser Planung. Auch die aktuelle Corona-Krise wird sicherlich vieles langfristig verändern. Geld könnte für wichtigere Projekte benötigt werden. Das jetzt vielfach genutzte Home-Office könnte für weitere Entlastung des Straßenverkehrs führen. Bündnis90/Die Grünen Herzebrock-Clarholz fordert andere Maßnahmen als den Bau dieser Fernschnellstraße Die zu erwartenden Nachteile für Mensch und Natur übertreffen die zu erwartenden Vorteile um ein Vielfaches. Die großen negativen Auswirkungen auf das Klima, die enorme Flächenversiegelung und die zusätzliche Belastung der Menschen und der Naturdurch durch zusätzliche Schadstoffe und Lärm verbieten solche Vorhaben. Der wirtschaftliche Nutzen für Herzebrock-Clarholz ist in höchstem Maße umstritten. Die Planungen und sämtliche damit verbundenen laufenden Arbeiten sind unverzüglich einzustellen, um unnötige Kosten einzusparen. Stattdessen sind Planungen zu beauftragen, die eine wesentliche Entlastung der Verkehrssituation in den beiden Ortsteilen Clarholz und Herzebrock im Sinne aller Bürger zum Ziel hat. Die Bahnlinie ist durch Halbstundentakt und niedrige Preise erheblich attraktiver zu gestalten und die Belästigung durch den Durchgangsverkehr ist durch Maut oder Durchfahrverbote für LKW deutlich zu reduzieren. Tempobeschränkung auf 30km/h mindestens nachts und Verbesserungen der vorhandenen Schallschutzmaßnahmen können die Lärmbelästigung stark reduzieren. Der Querungsverkehr besonders für Radfahrer und Fußgänger kann deutlich verbessert werden. Auch entlang der geplanten Trasse für die B64n ist der Axtbach in großen Teilen zu renaturieren und so ein attraktives weiteres Naherholungsgebiet zu schaffen.